Experiment Pressefrei (und Spaß dabei)

Lesedauer: 8 Minuten

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Tag 1

Seit Wochen beschäftigen sich die Medien gefühlt mit nur noch einem einzigen Thema: Corona hier, Covid-19 dort. Die einen schreien, wie schrecklich schlimm dieses Virus doch sei und verweisen auf beängstigende Zahlen. Die anderen brüllen zurück: Alles nur gelogen und mit manipulierten Zahlen versehen! Die wollen uns unserer Freiheit berauben! Und um unsere Ersparnisse bringen! Mit Corona lenken sie nur vom größten Crash aller Zeiten ab!

Und die einen greifen die anderen an. Und umgekehrt. Jeden Tag. Endlos. Und ich rege mich auf. Bin verwirrt. Wütend. Und sehe, wie die Gesellschaft gespaltet wird. Und wie alle dieses Spiel mitspielen. Die einen hier, die anderen dort.

Ich fragte mich in den letzten Tagen vermehrt, was dieser Zirkus mit meinem wahren Leben wirklich zu tun hat. Spielen all diese Informationen, diese Nachrichten, diese Meinungen wirklich eine Rolle in meinem Leben und im Leben der Menschen, die mir am nächsten sind, die ich liebe? Ist das alles wirklich real? Ist das meine Welt?

 

Ich will ein Experiment wagen

Drei Monate pressefrei! Keine Nachrichten, keine Infos zu Themen, die mich nicht direkt persönlich betreffen. Weder will ich darüber lesen, noch schauen, noch davon hören. Ich will sehen, was dies in meinem Leben (und meiner Welt!) bewirkt.

 

Wie kam ich auf diese Idee?

Nehmen wir eine(n) x-beliebige(n) Politiker*in, eine(n) Journalist*in, eine(n) Virolog*in (die sind derzeit ja hoch im Kurs). Für all diese Menschen existiere ich als Person nicht. Da sie mich persönlich ja nicht kennen, ist das ein schlichter Fakt. Sie verschwenden keinen Gedanken an mich. Und auch nicht an all jene Menschen, die mir in meiner Welt am nächsten sind.

Für mich existieren diese Menschen (und damit deren Welt(en)) nur, weil ich in den Medien (der Presse) von ihnen lese, sie sehe oder höre. Würde ich diese Artikel nicht lesen, die Nachrichten und Journale nicht schauen und nicht hören, existierten sie für mich ebenso wenig wie ich für sie. Und somit wäre auch deren Welt für mich nicht real. Es ist ihre Welt, nicht die meine.

Etwas, das nicht real ist, beeinflusst mich auch nicht. Mich bewegt in meinem wahren Leben nicht, was die Regierung sich jetzt wieder Neues ausgedacht hat, und auch nicht, was die Presse nun wieder will, dass die Menschen glauben. Und dabei ist egal, von welcher Partei oder welcher Presse. 

Verschließe ich damit die Augen vor der sogenannten Realität? Vielleicht mögen das einige denken, die diesen Text lesen. Das kann durchaus sein! Ich weiß es nicht. Genau darum starte ich heute dieses Experiment.

Und ich lade dich dazu ein, mich dabei zu begleiten! Entweder aktiv selbst versuchen, oder meine täglichen Berichte lesen, was ich bei diesem Experiment erlebe.

Manche mögen das als albern abtun, andere werden es ablehnen und mich für naiv oder gar wahnsinnig halten. Das wird mich aber keineswegs in irgendeiner Weise beeinflussen.

 

Stand heute bin ich seit eineinhalb Jahren rauchfrei, nachdem ich 32 Jahre fröhlich vor mich hingeraucht hatte (ja, ich hab’ früh damit angefangen, und nicht nur damit). Seit drei Monaten lebe ich alkoholfrei (was mir große Freude bereitet). Und vor einem Jahr und vier Monaten löschte ich mein Facebook-Profil, das ich seit 2008 hatte (Danke, Camp Breakout 😉 ). 

Nun will ich erleben, was pressefrei mit mir und meiner Welt macht. Ich sage bewusst pressefrei und nicht medienfrei. Immerhin schreibe ich davon auf einer Webseite, was bekanntlich ein Medium ist. Auf Medien per se will ich auch gar nicht verzichten! Ich genieße über Telegram meine tägliche Wake-Up-Dosis von Gottfried Sumser. Und ich arbeite täglich an unserem Machbarland-Projekt, und fröne mit meiner lieben Seelenpartnerin Aukse unserer neu entdeckten Leidenschaft fürs Filmemachen (davon auch bald mehr hier auf machbarland.de!). Und ich liebe es, meine Lauffortschritte mit meiner Smartwatch und der dazu passenden App zu tracken (das motiviert mich ähnlich wie in den letzten Monaten meine Rauchfrei-App). Medien an sich haben also sehr viel mit meinem realen Leben zu tun, und ich lehne sie keineswegs ab!

Ich möchte in den nächsten drei Monaten speziell auf die Presse verzichten. Und zwar sowohl auf die arrivierten Mainstreammedien, oder Systemmedien wie manche sie bezeichnen, als auch auf die selbsternannte Alternative Presse.

 

Was wird das mit mir machen? Ich bin gespannt! Ich werde hier an dieser Stelle darüber berichten!

Drei Monate pressefrei. In diesen drei Monaten werde ich keine Nachrichten lesen, keine Kommentare, keine Berichte über sonst was. Und ich werde auch jegliche Nachricht ignorieren, die nicht direkt mit meinem wahren Leben zu tun hat. Finger in die Ohren und „lalala“.

Mein engstes Umfeld wird mich darin unterstützen, indem sie bei diesem Experiment aktiv teilhaben, oder mich bewusst mit Nachrichten und Infos aus der Welt da draußen verschonen.

Soviel für heute.

Bleibt gesund und seid friedlich.

 

Tag 2

Einfach still sein.

Meine Aufgabe heute: Einfach still sein. Alles Geplapper abstellen. Alle Apps löschen, die via Pushnachrichten um meine Aufmerksamkeit betteln. YouTube-Kanäle, die Nachrichten und Meinungen verbreiten, auf stumm stellen. Welch Ruhe. Newsletter abbestellen. Das waren überraschend viele.

Und jetzt noch das Gedanken-Geplapper abstellen. Das ist schon schwieriger. Dafür gibt es keine Glocke, die ich einfach deaktivieren kann.

Es gibt so viel zu tun, so viel, worüber ich mich informieren muss, lesen, verstehen. Sagen die Gedanken. Ist das wirklich so? 

FOMO – diese Angst, etwas zu verpassen.

Chill mal dein Leben!, sagten meine Kinder früher immer. Das ist was dran.

Einfach mal still sein. Und hören, was es dort in der Stille gibt.

Soviel für heute.

Bleibt gesund und seid friedlich.

 

Tag 3

Es fühlt sich an wie Rauchen aufhören. Oder letztes Jahr bei meinem Facebook-Entzug. Das Verlangen, nur kurz zu schauen, was in der Welt so los ist und was es Neues von der Corona-Front gibt, flammt mehrmals täglich auf. Aber ich bleibe stark. Bin schließlich Nichtraucher.

Dann geschahen heute viele Dinge, die gewöhnlich meine Laune auf Kellerniveau sinken lassen. Kleinigkeiten zumeist, aber sonst durchaus wirksam. Doch heute konnte ich gar nicht sauer werden, auch wenn ich’s versucht hätte. Meine gute Laune blieb einfach bestehen und ich konnte über alles hinwegsehen. So unwichtig! Und unnötig, sich darüber aufzuregen. Sind das Auswirkungen meiner Pressefreiheit? (Irgendwie witzig, was Pressefreiheit für mich diese Tage bedeutet.)

Wie Pippi Langstrumpf mache ich mir die Welt wie sie mir gefällt. Da ich mich nicht mehr um den Ego-Wahnsinn der Welt kümmere, habe ich mehr Zeit, mich um Themen zu kümmern, die meine Welt zu einer bunteren und glücklicheren machen. 

Warum gibt es diesen Wahnsinn überhaupt? Trage ich eine Verantwortung dafür?

„Alles, was ich gebe, wird mir selbst gegeben.“ Das ist die heutige Tageslektion in „Ein Kurs in Wundern“.

Und das verändert alles. Ich bin für meine Welt selbst verantwortlich. Für jedes einzelne Detail. Ich übernehme die Selbstverantwortung dafür. Denn niemand ist schuld an irgendetwas.

Soviel für heute.

Bleibt gesund und seid friedlich.

 

Tag 4

gLocalize It heißt jetzt Machbarland!

Das hat jetzt nur am Rande mit meiner Pressefreiheit zu tun: Wir haben gestern Abend unser Projekt neu getauft. Da wir ohnehin ganz am Anfang stehen, ist das auch legitim 🙂

gLOCALize it heißt ab sofort Machbarland. Das verstehen nun auch Menschen, die des Englischen nicht mächtig sind (das ist uns wichtig!), und es ist offen für mehr Themen. Wir wollen uns nicht nur mit Dezentralisierung und Lokalisierung beschäftigen, sondern mit allen Themen, die im weitesten Sinne mit einer postkapitalistischen Postwachstumsgesellschaft zu tun haben.

Ansonsten geht’s mir immer noch prima ohne Nachrichten 🙂

 

Tag 5

Der ganze Wahnsinn der Welt rückt immer weiter weg. Und das schon nach fünf Tagen – während derer ich mich nicht ein einziges Mal über irgendetwas aufgeregt habe. Und ich lebe immer noch, obwohl ich nichts mitbekomme, was in der Welt da draußen vor sich geht. Anscheinend ist es also wirklich irrelevant, was die Medien so tagtäglich berichten. Es scheint mit dem realen Leben so gut wie nichts zu tun haben. Ich kann mich natürlich auch täuschen … we’ll see …

 

Tag 6

Angst bringt Klicks für alle

Die Medien verbreiten bekanntlich ja all zu gerne Angst und Schrecken. Das bringt einerseits Klickzahlen, die neue „Auflage“. Andererseits bleibt wohl nur mit Angst das System bestehen. 

Die „Corona-Maßnahmen“ konnten jedenfalls nur durch die Angst jedes Einzelnen so schnell umgesetzt werden. Plötzlich war da ein Virus, das jeden erwischen konnte. Das eigene Leben war plötzlich so real in Gefahr! Das unterstrichen die Medien wort- und bildgewaltig und machten klar, dass die getroffenen Maßnahmen „alternativlos“ seien. Was, wenn jeder einzelne vor den Folgen des Klimawandels so viel Angst hätte wie vor Corona? Wären die Maßnahmen dann genauso umfangreich und „wirksam“?

Aber das will das System nicht. Zuviel Angst ist auch wieder nicht gut. Oder Angst nur da, wo es dem System dient. Denn Angst hält es am Leben. Übrigens auch die Angst vor einem anderen System. Der Kapitalismus ist so weltumfassend (der Kommunismus ist ja nichts anderes als staatlich gelenkter Kapitalismus) und so uralt, dass wir gar nichts anderes mehr kennen und uns auch nicht vorstellen können, es könnte etwas anderes geben.

Ich glaube, dass die Menschen noch mehr als Corona einen globalen Wirtschaftszusammenbruch fürchten. Als sei der Kapitalismus alternativlos. Eher geht die Welt unter, als dass sich unser System ändert. Dabei gäbe es genügend andere Lebensmöglichkeiten. Ist denn „Arbeit für alle“ wie die Linke es immer fordert, wirklich so erstrebenswert? Sinnvolle und glücklich machende Arbeit sicherlich. Wenn man dieses Tun noch als Arbeit bezeichnen mag.

Weil sich niemand vorstellen kann, wie eine postkapitalistische Welt aussehen könnte, hat man lieber Angst davor und hält krampfhaft am alten und kaputten System fest. 

Mit Angst operieren übrigens beide Seiten. Sowohl die Mainstream-Medien als auch die alternativen. Die einen schürten die Angst vor dem Virus, die anderen vor dem Verlust unserer demokratischen Rechte. Und beide feiern gemeinsam insgeheim. Endlich wieder Klickzahlen! Und Umsatz! Der Rubel rollt. Ring ring.

Nur darum geht es zumeist: ums Geld.

Soviel für heute.

Bleibt gesund und seid friedlich.

 

Woche 2

Was heißt eigentlich „politisch engagiert“?

Ich war immer der Meinung, ich sei ein politisch interessierter oder gar engagierter Mensch, weil ich mich für die Welt da draußen und Politik im speziellen interessiere und darüber in den Medien lese. Ich setze mich mit den verschiedensten Meinungen auseinander. Und ich rege mich darüber auf. Und versuche, mit anderen darüber zu diskutieren. 

Aber eigentlich konsumiere ich nur. Und vor lauter lesen, schauen, hören, informieren, aufregen, diskutieren etc. habe ich gar keine Zeit, mich wirklich aktiv politisch zu engagieren. Ich produziere nur heiße Diskutierluft, anstatt etwas Reales in Bewegung zu setzen.

Die eigentliche Aufgabe der Presse war es einst, als Korrektiv der Legislative zu dienen, kritisch zu informieren und zu berichten. Und ab und an auch die eigene Meinung darstellen, wenn diese als solche gekennzeichnet ist- So lernte ich das in der Schule (wenn ich mich recht erinnere). Doch heute werden fast ausschließlich Meinungen verbreitet, und das meist ohne Quellenangaben. Es werden einfach Behauptungen in die Welt gesetzt, ohne die zu verifizieren. Ich werde kaum noch informiert. Ich muss mich also ständig mit fremden Ansichten auseinander setzen. Obwohl ich doch selbst so viele (sich durchaus auch widersprechende) davon habe! Und die können sich durchaus auch täglich ändern. Warum auch nicht! Wenn ich falsch liege, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Ist doch schrecklich, auf einem Standpunkt zu verharren, obwohl der falsch ist und man das selbst weiß!

Ich empfinde es derzeit als unnütz, mich mit Gedanken von mir fremden Menschen zu beschäftigen. Statt der Meinungsmache unserer aktuellen Presse zu lesen, lese ich lieber Bücher und informiere mich umfassend über Themen, die mich wirklich interessieren.

Und im besten Fall setze ich etwas um. Mache es real.


Wochen 3–4

Meine Laune ist seit Wochen unverändert gut! Keinen einzigen Tag in miese Laune verfallen. Crazy. Und dabei noch echt was geschafft! Na gut, kein neuer Beitrag für machbarland.de. Aber da ist viel in Arbeit! Ein Text zum Thema Kryptowährungen und der Technologie wird hoffentlich demnächst fertig werden. Und zum Thema Commons wird auch bald was kommen. Seid gespannt!

So nebenbei haben wir aber inzwischen fünf Filme für unseren neuen YouTube-Channel „Aukse TV“ produziert und veröffentlicht! Schaut mal rein: Aukse TV auf YouTube

 

Monat 2

Ohne weiteres in Pressefreiheit überstanden! Ich hab sie nicht vermisst, die Nachrichten. Zum Start von Monat Drei spaßeshalber mal Spiegel & Co. kurz angeklickt. Es hat sich in zwei Monaten einfach nichts verändert. Immer noch die gleichen Illusionen, die verkauft werden. Ich schreibe derzeit an einem Text zum Thema Medien und die großen Illusionen. Mal schauen, ob und wann ich den fertig bekomme.

 

Nach über 6 Monaten

Über 6 Monate habe ich das Spiel durchgezogen, um am Ende zu sehen, dass sich in den Massenmedien inzwischen nichts geändert hat. Wen juckt’s, würde ich sagen. Weiter im Text. Woanders. Jedes Wort über unsere Medien zu verlieren ist wirklich ein verlorenes Wort.

Hast du Lust, bei diesem Experiment aktiv dabei zu sein?
Herzlich willkommen! Ich freue mich sehr!
Willst du über deine Erfahrungen schreiben und andere daran teilhaben lassen? Herzlich willkommen als Autor*in bei machbarland.de 🙂

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